Zum Inhalt springen

Kurzinterview II: Jens Stötzner im Gespräch mit Jennifer Wendland

  • von
Jens Stoetzner P2260767 KalindiWijsmuller Kopie
Jens Stötzner Photo: Kalindi Wijsmuller

Diesese Mal im Interview: Jens, der bereits mehrere deutsche Rekorde auftsellen konnte. Aktuell hält er den deutschen Rekord in cnf mit -74m.

Jenny: Was war dein Fokus bei der Vorbereitung auf die WM?

Jens: Da es ja eine Tiefen WM ist, habe ich die Tiefenadaption und Druckausgleichsübungen priorisiert.

In unseren Breitengraden erfolgte das dann vorrangig im See und habe versucht möglichst viel mit FRC Tauchgängen auf größere Tiefen zu simulieren.

Da ich durch Umzug und beruflich bedingt nicht weiter im Meer trainieren konnte, werde ich dann in Nizza dann das erste Mal in diesem Jahr im Meer tauchen. 

Jenny:  Hast du dieses Jahr in deinem Training wesentliche Veränderungen vorgenommen?

Jens: Ja, durch meinen Umzug habe ich meine alten Trainingsbedingungen wieder. Wir pushen uns da gegenseitig sehr gut. 

Von der Trainingsmethodik her ist es viel intensiver geworden. Viele kurze Intervalle mit sehr hoher Intensität.

Zusätzlich habe ich mein Krafttraining im Sommer beibehalten. 

Jenny:  Du warst ja ein sehr erfolgreicher Triathlet. Was hast du aus dem Triathlon für das Freitauchen mitgenommen?

Jens: Ganz bestimmt meine Erholungsfähigkeit, da ich es gewohnt war große Umfänge und Intensitäten zu trainieren. Zudem muss man im Triathlon auch etliche Schmerzen aushalten können. Das kam mir allerdings am Anfang des Freitauchens gar nicht Zugute, da ich dadurch auch schon mal mein Limit in einem Wettkampf überzogen hatte und in einem Black Out endete. Die vielen bestrittenen Wettkämpfe bringen sicher auch eine gewisse Routine rein, um mit einer gewissen Gelassenheit an den Start zu gehen. Wobei es natürlich auch immer eine gesunde Nervosität gibt.  

Jenny:  Kennst du Nizza bereits? Wenn ja, wie waren deine Erfahrungen dort?

Jens: Ich werde das erste Mal an der Côte d’Azur sein und freue mich daher ganz besonders auf die neuen Eindrücke und das gute mediterrane Essen.

Zur gleichen Zeit findet ja auch der Nizza-Triathlon statt. Da werde ich auch alte Tria-Freunde treffen.

Jenny: Was glaubst du sind die größten Herausforderungen in Nizza?

Jens: Das liegt in der Natur der Meere, die mit Gezeiten, Wellen, Strömungen und in diesem Gebiet auch mit Sprungschichten das Tauchen erschweren können.

Gerade der Wechsel vom warmen Oberflächenwasser bei ca. 24-26°C bis zu 15°C in der Tiefe machen den Druckausgleich, für den eine sehr tiefe Entspannung notwendig ist, zur großen Herausforderung.

Meeres Strömungen die vor allem auch durch die Gezeiten entstehen, wirken sich besonders auf die NoFin Disziplin aus. Das kann sich dann im Kraftaufwand deutlich bemerkbar machen bzw. die Tauchzeit ungewollt verlängern.  

Jenny:  Auf welche Disziplin freust du dich am meisten und warum?

Jens: Ich habe in dieser Hinsicht keine Präferenzen, da ich überall noch Entwicklungspotential sehe und mich freue, wenn man den einen oder anderen Meter noch nach unten schieben kann. 

Jenny: Hast du eine spezielle Routine, die dir am Wettkampftag hilft?

Jens: Ja, das fängt mit dem letzten Essen schon an. Ich esse in der Regel 4h vor dem Tauchen das letzte Mal ein Frischkornmüsli und wenn es ans Tieftauchen geht, auch einen Kaffee dazu. Ansonsten versuche ich vor dem Start mich nicht mehr allzu viel zu bewegen, kontrolliere nochmal mein Equipment und versuche noch etwas zu ruhen, höre Chillout Musik oder gehe in die Selbsthypnose bis es dann zum Shuttle Boot geht.  

Jenny: Was denkst du direkt vor dem Tauchen?

Jens: Da bin ich oft schon in meiner Traumwelt, höre den Countdown unterbewusst und prüfe selber nochmal, ob die Maske, Nasenklammer und Lanyard richtig sitzen.

In diesem Moment bin ich schon sehr auf das hier und jetzt fokussiert. Dann gehe ich nochmal visuell die ersten Meter des Tauchgangs durch und versuche wieder in meine Traumwelt abzudriften.  

Jenny: Was denkst du während eines Tauchgangs?

Jens: In erster Linie geht die volle Konzentration beim Abtauchen auf den Druckausgleich. Da denke ich tatsächlich an nichts anderes.

Im Freefall kontrolliere ich dann den Abstand zum Seil und denke an meine Entspannung.

Das an einem vorbeirauschende Seil hat dabei aber schon etwas Meditatives.

Wenn man es bis zur Grundplatte mit dem Druckausgleich geschafft hat, freut man sich dann schon etwas.

Beim Hochtauchen bleibt der Fokus dann auf einen entspannten Bewegungsablauf.

Wenn der erste Safety in Sicht kommt, sagt man sich dann schon: „Du hast es jetzt gleich geschafft.“ In San Andres (Columbien) hatte mich mal während eines Wettkampfes beim Auftauchen ein riesiger Schwarm Fische kreisförmig nach oben begleitet, das war dann schon ein sehr erhebendes Gefühl. Das wird sich aber sicher nicht so schnell wiederholen. 

Schreibe einen Kommentar