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Interview mit Thomas Plum, einem weiteren Teilnehmer bei der WM in Nizza

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Thomas Plum zugeschnitten
Thomas Plum

In dieser Interviewreihe stellen sich die Athleten der WM im Tieftauchen noch etwas genauer vor. Die WM findet vom 2. – 15. September in Villefranche bei Nizza statt.

Tom, Du bist Freediving Instructor, trainierst und unterrichtest Freitauchen auch in Kombination mit Yoga. Was gefällt Dir am Apnoe-Wettkampf?

Beim Apnoetauchen gefällt mir besonders die schwerelose Bewegung und die Ruhe unter Wasser, die Kombination aus Fitness, Technik, Fokussierung, Entspannung und mentaler Stärke. Ich finde es immer wieder faszinierend, welche Leistungen mit einer guten Vorbereitung möglich sind. Beim Wettkampf ist es vor allem das Erfolgserlebnis nach einem guten Tauchgang und die besondere Gemeinschaft unter den Apnoetauchern. Yoga gefällt mir auch sehr gut und setzte ich gerne ein, um mich in der Vorbereitung auf den anstehenden Tauchgang zu fokussieren und zu entspannen.

Was macht für Dich Erfolg beim Apnoe-Wettkampf aus?

Ich setzte mir gerne anspruchsvolle Ziele und trainiere diese zu erreichen. Wenn ich für einen Wettkampf trainiere, habe ich eine besonders hohe Motivation intensiv zu trainieren und es macht mir Spaß, wenn ich merke, dass das Training mich weiterbringt. Wenn ich dann ein Ziel erreiche, fühle ich mich bestätigt, dass ich gut trainiert habe und im Wettkampf eine gute Leistung abrufen konnte. Bei aller Motivation ist es aber auch enorm wichtig, sich zu entspannen und nicht übermotiviert in einen Tauchgang zu gehen. Wenn Du gut trainiert hast, weißt was du kannst und dann eine gute Performance ablieferst ist das ein tolles Gefühl. Ich habe in meiner Jugend eine mit Begeisterung und großen Zielen Volleyball als Leistungssport betrieben. Dann musste ich gesundheitsbedingt mit Knieproblemen 2 Jahre ganz auf Sport verzichten. Das war hart für mich. Nach einer OP konnte ich dann zunächst wieder mit Schwimmen und Radfahren anfangen und das nach und nach intensivieren, später konnte ich dann auch wieder Joggen und hab noch Windsurfen als Freizeitsport gemacht. Wettkämpfe haben mich immer wieder begeistert. Ich hab einige Radmarathons und Volksläufe im Breitensportbereich absolviert und mich immer wieder gerne selbst gechallenged. Nun bin ich ja auch nicht mehr der Jüngste und das ich jetzt nochmal vor allem beim Streckentauchen so weit vorne mitspielen kann, wirklich gute Platzierungen erreiche, einige Rekorde aufstellen konnte und in die Nationalmannschaft aufgenommen wurde ist für mich ein sehr emotionales Erfolgserlebnis.

Was ist für Dich das besondere Gemeinschaftsgefühl bei einem Apnoe-Wettkampf?

Beim Apnoe-Wettkampf herrscht eine außerordentlich respekt- und vertrauensvolle Atmosphäre. Natürlich versucht jeder eine gute Leistung zu bringen und sein Bestes zu geben. Neben der Freude über eigene gute Leistungen ist die gegenseitige Anerkennung für die Leistungen der anderen ausgesprochen hoch. Das gilt sowohl für die Athleten, wie auch die Organisatoren, Helfer, Sicherungstaucher und Judges, die meistens auch aktive und begeisterte Apnoetaucher sind und sich freiwillig engagieren, den Wettkampf überhaupt erst möglich zu machen. Bei einem Wettkampf konkurrieren die Athleten vielleicht auch mal um die Ergebnisse und Plätze, bei einer anderen Gelegenheit tauchen wir zusammen und vertrauen wir uns gegenseitig als Buddys. Das erzeugt eine besondere Bindung.

Wie wichtig ist Dir Freude im Training?

Das eigene Training muss Spaß machen. Natürlich musst du, wenn du dich weiter verbessern willst regelmäßig aus deiner Komfortzone gehen und dich im Training auch mal richtig quälen. Mir ist aber auch sehr wichtig, dass der größte Teil des Trainings neben aller Disziplin und Fokus wirklich auch Spaß macht. Dazu muss das Training abwechslungsreich sein und unterschiedliche Disziplinen, Trainingsmethoden und -elemente beinhalten. Und mit netten Tauchpartnern macht das Training auch nochmal mehr Spaß! Ich verbringe sehr viel Zeit beim Schwimm- und Apnoetraining sowie mit Yoga. Diese Zeit ist für mich ein wichtiger Ausgleich und Lebenszeit, die mir sehr viel Freude macht.

Was motiviert dich, dass du dich auch als Trainer und Freediving Instructor engagierst?

Ich selbst hatte und habe hervorragende Ausbilder, Trainer und Tauchpartner, von denen ich unheimlich viel gelernt habe. Mir macht es sehr viel Spaß, Newcomer und auch Fortgeschrittene zu trainieren und mein Wissen als Instruktor weiterzugeben. Wenn ich sehe, wie sich die Teilnehmer in einem Kurs, Workshop, Training oder Coaching weiterentwickeln und sich häufig mit zufriedenem Grinsen und leuchtenden Augen über ihre Verbesserungen freuen und dabei oft Leistungen erreichen, die selbst nicht für möglich gehalten haben, bin ich sehr glücklich, dass ich dazu einen Betrag leisten konnte.

Bisher konntest Du Erfahrungen bei Pool-Wettkämpfen sammeln. Ein Tiefen-Wettkampf und dann gleich eine WM ist etwas Neues. Wie bereitest Du Dich darauf vor?

Zusätzlich zu dem regelmäßigen Training im Pool habe ich in den letzten 2 Monaten einige Trainingssessions im See, Meer und im Y-40 absolviert. Während unseres Urlaubs in Urlaub in Südfrankreich, habe ich einige Trainingssessions im Meer absolviert, eine Session sogar am Spot der WM. Im August war ich noch 4 Tage im Y-40 und habe einen AIDA 2 und einen AIDA 3 Kurs gegeben. Dabei bin ich viel mit meinen Tauchschülern mitgetaucht. In den anschließenden Trainingssessions konnte ich dann auch selbst trainieren. Und in der Woche vor der WM bin ich vor Ort und werde an einigen der offiziellen Trainingssessions teilnehmen. Zusätzlich habe ich auch weiter im Pool Fitness und Apnoe trainiert, regelmäßig Yoga und Trockentraining zum Thema Apnoefähigkeit und Druckausgleich gemacht.

Du wirst als „Joker“ starten. Aida Deutschland ist es aufgrund der Wildcard in CNF von Jens Stötzner und Stefan Randig möglich einen weiteren männlichen Athleten, Dich, zur WM nach Nizza zu schicken. Du hast im Pool beachtliche Weiten in DNF. Was unterscheidet einen DNF von einem CNF-Tauchgang?

Bei DNF herrschen konstante Bedingungen. Du tauchst auf einer Tiefe von ca. 1,5m, hast konstante Druckverhältnisse, musst keinen Druckausgleich machen, hast immer die gleiche gute Sicht, keine äußeren Einflüsse und immer den gleichen Widerstand. Der Tauchgang verläuft also komplett unter konstanten Bedingungen in einem gleichbleibenden Rhythmus von Schwimmbewegungen und Gleitphasen.

Bei CNF geht es in die Tiefe, dort herrschen unterschiedliche Druck- und Sichtverhältnisse, auch die Wassertemperatur ist an der Oberfläche höher und nimmt mit zunehmender Tiefe ab. Äußere Einflüsse wie Wind, Wellen oder Strömung können hinzukommen und den Tauchgang schwieriger machen. Am Anfang des Tauchgangs kämpfst du erst mal gegen den Auftrieb an und musst etwas mehr Kraft aufwenden, um nach unten zu kommen. Mit zunehmender Tiefe wird das leichter, bis du in den Freefall gehst und du dich kraftsparend komplett ohne Schwimmbewegungen tiefer fallen lassen kannst. Während des kompletten Abstiegs musst du den Druckausgleich sauber hinbekommen. Nach der Wende wird es erst einmal wieder anstrengend, du kämpfst gegen den Abtrieb und musst ordentlich Energie aufwenden, um mit Schwimmbewegungen nach oben zu tauchen. Weiter oben wird es dann mit Hilfe des Auftriebs wieder leichter und du kannst mit weniger kraftvollen Schwimmzügen auch mit kleinen Gleitphasen leichter den Rest des Aufstiegs bewältigen.  

Tom CNF 2016 05 1
Thomas Plum cnf

Beim Tieftauchen sind Freitaucher häufig durch den Druckausgleich limitiert. Wie geht es Dir damit?

Der Druckausgleich ist auch bei mir der limitierende Faktor. Ab 35m kämpfe ich meist damit, meinen Mouthfill zu behalten und den Druckausgleich hinzubekommen. In dem Bereich ist das dann auch mit der Entspannung für mich nicht ganz so einfach. Mit meiner Apnoefähigkeit und körperlichen Fitness durch das intensive Pool- und Trockentraining könnte ich um einiges tiefer tauchen, wenn mir der Druckausgleich leichter fiele.
Dafür kann ich den Aufstieg immer entspannt genießen, da ich weiß, dass ich mich im absolut grünen Bereich meines Leistungsvermögens bewege.

Baut es bei Dir mehr Druck auf, nur in einer Disziplin zu starten? Oder begrüßt Du diese Fokussierung?

Ich wäre gerne auch in den anderen Disziplinen gestartet, vor allem auch um weitere Wettkampferfahrung zu sammeln. Da CNF meine Lieblingsdisziplin im Tieftauchen ist, freue ich mich, dass ich genau in der Disziplin starten darf. Im Gegensatz zu vielen anderen Freitauchern ist CNF sogar die Disziplin, in der ich bisher am tiefsten getaucht bin. In CWT darf ich auch noch als einer der Vorstarter teilnehmen. Da versuche ich natürlich auch einen guten Tauchgang zu absolvieren. Somit habe ich dann doch noch 2 Starts.

Gibt es etwas worauf Du sehr gespannt bist oder dich freust?

Ganz besonders freue ich mich auf die emotionalen Momente und ein Teil des Teams zu sein. Ich durfte dieses Jahr schon an der Pool EM in Istanbul teilnehmen. Als Teil der Deutschen Nationalmannschaft an einem Wettkampf teilzunehmen, gemeinsam mit dem Team im Nationaltrikot aufzutreten, beim Einlauf der Nationen gemeinsam hinter der deutschen Fahne zu laufen oder auch bei einer Siegerehrung die deutsche Nationalhymne zu hören – das war für mich sehr emotional. Der Wettkampf selbst ist natürlich weiterhin eine Einzeldisziplin. Aber du weißt, da ist eine Mannschaft, die dir hilft, die sich mit dir freut, wenn es gut läuft oder dich aufbaut, wenn es nicht so läuft. Und ich selbst kann auch einen Teil dazu beitragen kann, meine Mannschaftskolleginnen und -kollegen zu unterstützen. Auf den Teamgeist freue ich mich sehr.

Wie wirst Du die Vorbereitung und den Tag des Wettkampfs voraussichtlich gestalten? Hast Du Routinen? Bestimmte Gewohnheiten? Glücksbringer?

In der Woche vor dem Wettkampf werde ich noch einige Trainingssessions vor Ort absolvieren. Das Wochenende dann hauptsächlich Entspannen kombiniert mit leichtem Schwimmtraining und Yoga, so dass ich möglichst fit und ausgeruht in meinen Wettkampftag am Montag gehen kann.
Glücksbringer habe ich keine, dafür Routinen mit bestimmten Yoga Dehn- und Atemübungen, die ich vor einem Start absolviere. Je nach Startzeit werde ich wahrscheinlich aufs Frühstück verzichten und noch eine Yoga Session einlegen. Direkt vor dem Start werde ich mich mit 2 Hangs eintauchen und dann meinen CNF Tauchgang hoffentlich gut absolvieren.

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