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Deutsche Meisterschaft 2019

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In einen AIDA-Bericht über die Deutsche Meisterschaft 2019 mit einem dicken Lob an den Vorstand zu starten mag vielleicht ein wenig seltsam anmuten. Ich halte das aber in diesem Fall für durchaus angemessen, denn was da in der nur kurzen zur Verfügung stehenden Zeit von Martin Dubiel und Michael Nedwed organisiert und mit zahlreichen Helfern und Freiwilligen am letzten Wochenende in Leipzig auf die Beine gestellt wurde, war allemal einer Deutschen Meisterschaft würdig. Neben der reibungslosen Durchführung bestachen die tollen Wettkampfbedingungen in den beiden Bädern, die freundliche und zugleich professionelle Atmosphäre, die Vielzahl der Safeties, Judges und sonstigen Helfer, die alle einen engagierten Job machten sowie die zahlreichen Sponsoren, die ihre Unterstützung für den Wettkampf zusagten und tolle Preise zur Verfügung stellten. Besonders erfreulich war es, wie viele Neulinge sich in Leipzig zum ersten Mal zu einer Teilnahme an einem Wettkampf entschlossen – genauso erfreulich wie die Tatsache, dass es trotz der vielen Unerfahrenen (Newcomer) und dem besonderem Leistungsdruck (Deutsche Meisterschaft) bei insgesamt 67 Tauchgängen nur zu 5 Roten Karten kam.

Apnoetauchen Safetey
Ein aktives Eingreifen der aufmerksamen Safety´s war an diesem Wochenende glücklicherweise nur selten erforderlich

Neben den Titeln in den Disziplinen Statik (STA), Dynamik mit Monoflosse (DYN), Dynamik mit Bifins (DYNB) und Dynamik ohne Flossen (DNF) gab es auch eine Wertung für die Newcomer. Weiter gab es eine auch Nicht-AIDA-Deutschland-Mitgliedern offen stehende Competition-Wertung, zuletzt wurden auch noch die Rookies 2019 (erstes Wettkampfjahr) ausgezeichnet.

Obwohl der Wettbewerb zum ersten Mal in Leipzig ausgetragen wurde, war nicht viel Überredungskunst notwendig, um auch einige hochkarätige Athleten aus dem Ausland anzuziehen. So gaben sich zum Beispiel die Dänin Anna-Marie Christiansen, der Österreicher Ralph Staudigl und der Schwede Valdemar Karlsson die Ehre. Alle drei sollten es mit phantastischen Leistungen zurückzahlen, die mit Podiumsplätzen in der Gesamtwertung belohnt wurden. Besonders hervorzuheben sind die 08:29min von Karlsson, welche im internationalen AIDA-Ranking die drittbeste Zeit des Jahres 2019 bedeuteten, die persönliche Bestleistung von Ralph mit der Monoflosse auf 170m oder die 160m in DYNB durch Anna-Marie, welche einen neuen dänischen Nationalrekord bedeuteten.

AIDA Gesamtsieger DM Leipzig 2019
Die Gesamtsieger kommen aus Skandinavien: Anna-Marie Christiansen (Dänemark) und Valdemar Karlsson (Schweden)

Aufgestellt wurde auch der deutsche DYNB-Rekord, der (mit Einführung der separaten DYNB-Wertung als neuer Disziplin) Anfang des Jahres auf 75% des Deutschen DYN-Rekordes festgesetzt wurde (und der – so fair und anerkennend wir den alten Rekorden gegenüber bleiben wollen, von Tom Sietas ebenfalls mit Bifins aufgestellt wurde). Die für die neue Bestmarke errechneten 167m wurden von Thomas Plum mit seinem Tauchgang auf 178m deutlich übertroffen, nachdem zuvor Jens Stoetzner wie auch schon in Wiesbaden äußerst knapp daran gescheitert war. Für mich war es an dem Wochenende bereits der fünfte Anlauf gewesen, die Marke zu knacken, die ich ein Jahr zuvor (allerdings noch ohne den Druck eines möglichen Rekordes im Hinterkopf) mit 175m noch sauber hatte tauchen können. Mal wieder ein weiteres Beleg dafür, welchen Aspekt mentale Stärke in unserem Sport für Leistungen im individuellen Grenzbereich spielt – deswegen gratuliere ich Thomas nicht nur stellvertretend für AIDA-Deutschland, sondern ganz besonders herzlich auch als Konkurrent und Mitstreiter.

Gestartet wurde der zweitägige Wettbewerb am Samstag in der Disziplin DNF im 25m-Becken.

Bei den Damen erreichte die Dänin Anna-Marie Christiansen mit 139m die größte Weite. Da Heike Schwerdtner für ihren Tauchgang auf 128m leider die rote Karte bekam, konnte sich die Berlinerin Anna Lechermann in ihrem erst zweiten Wettbewerb gleich über den Meistertitel in DNF freuen. Sie muss das geahnt haben, konnte sie nach ihrem Tauchgang auf 113m einen Lachanfall nur schwerlich unterdrücken und sich zum Ableisten des Oberflächenprotokolls innerhalb der zur Verfügung stehenden 15 Sekunden überreden lassen. Birgit Wesemann kam auf 107m, was ihr die Silbermedaille einbrachte. Bronze ertauchte sich Anke Schmidt mit 66m, die auch Newcomerin des Jahres wurde. Svenja Hirschhausen startete durch Handverletzung „gehandicapt“, ihr gelang es leider nicht, ihr Announcement von 75m zu erreichen, sie kam auf 50m, musste allerdings noch Minuspunkte aufgrund des nicht erreichten Announcements hinnehmen.

Bei den Herren dominierten der Schwede Valdemar Karlsson (161m), Thomas Plum (156m) und knapp dahinter Jens Stoetzner (154m) das Feld. Die Bronzemedaille in der nationalen Wertung konnte sich der schon in den letzten Wettbewerben stark auftrumpfende Patrick Thümmler mit 119m sichern. Minja Marinkovic, der sich einen Tag später noch über die Rookie des Jahres-Auszeichnung freuen durfte, kam auf 108m, aufgrund der höheren Vorgabe vor dem punktgleichen Ralph Staudigl. Florian Grauer tauchte 107m, Mike Börner erreichte für ihn sehr starke 105m, genau 100m waren es für Andreas Buchenau. Anton Martel, der sich später die Newcomer-Auszeichnung bei den Herren sichern sollte, tauchte 80m. Marius Nogueras haderte ein wenig mit sich und seinen erreichten 79m, da er im Training und auf Competitions sonst deutlich weiter tauchen kann. Er sollte das Ruder aber am zweiten Wettkampftag noch herumreißen können. Peter Wieghofer (2. Platz bei den Neulingen) kam auf 63m. Für Roger Günther reichte es in seinem ersten Wettkampf für 56m. Nicht in die Wertung kamen Benjamin Schell (79m), Evgenij Ivcenko (93m) und Wolfdietrich Meyer (100m) aufgrund von Disqualifikation.

Thomas
Thomas Plum vor dem Start (DNF)

Am zweiten Tag standen die Disziplinen STA, DYN und DYNB auf dem Programm. Wie schon in DNF dominierte auch hier Anna-Marie, der die doch recht warmen Temparaturen in dem kleinen Becken nichts ausmachten und die 06:13min mit dem Kopf unter Wasser blieb. Heike Schwerdtner reichten 05:47min zum Verteidigen ihres Deutschen Meistertitels, knapp dahinter folgten Birgit Wesemann (05:39min) und mit größerem Abstand Anna Lechermann (04:00min) auf den Plätzen. Ludmilla Eimer tauchte 03:43min, Anke Schmidt kam auf 03:20, Susanna Dietz auf 03:16. Ihre zweite gelbe Karte und einen damit einhergehenden Penalty musste Svenja Hirschhausen hinnehmen, die mit 03:26min erneut an ihrer eigenen Vorgabe scheiterte.

Bei den Männern blieb Valdemar Karlsson erwartungsgemäß das Maß aller Dinge, die 08:29min waren die drittbeste Statikleistung weltweit für das Jahr 2019 und bedeuteten für ihn eine Wildcard für die Weltmeisterschaften im nächsten Jahr. Bester Deutscher wurde Patrick Thümmler mit starken 06:43min. Der routinierte 6min-Taucher Ralph Staudigl kam auf 06:04min. Andreas Buchenau hielt es 05:42min aus, Minja Marinkovic 05:29. Eine persönliche Bestleistung bedeuteten die 05:26min für Marius Nogueras, 5min+ erreichten noch Evgenij Ivcenko (05:06min) und Anton Martel (05:03min). Roger Günther ist noch nicht lange beim Apnoetauchen dabei. Trotzdem schaffte er im Training schon Zeiten von 05:30min. Unter Wettkampfbedingungen erreichte er am Sonntag in seinem ersten Wettkampf 04:28min. Für mich lief es überhaupt nicht, der Kopf spielte nach dem bereits enttäuschenden Vortag erneut nicht mit – ich brach meinen Tauchgang genervt nach 04:22min ab. Mike Börner tauchte 04:07min, Peter Wieghofer kam auf 03:21min. Für gewisse Erheiterung sorgte Thomas Plum, der zwar nicht als STA-Spezialist bekannt ist, mit 02:55min aber ebenfalls deutlich unter dem Erwartbaren blieb und aufgrund von fünf zur Vorgabe fehlenden Sekunden gelb kassierte. Er nahm es mit Humor – er schien schon zu wissen, wofür er sich die Körner aufgespart hatte. Ebenfalls mit Gelb weil unter dem Announcement bewertet wurde der Tauchgang von Benjamin Schell (02:03min).

Patrick
Patrick Thümmler in Vorbereitung auf seinen Statik-Tauchgang

Im 50m-Becken wurden dann nach einer Pause die Streckentauchdisziplinen zuerst mit der Monoflosse, dann mit den Bifins ausgetragen.

Becken

Heike Schwerdtner tauchte starke 170m und holte sich ihren zweiten Meistertitel, Anna Lechermann kam mit 141min auf Platz 2 und Susanna Dietz brachte es mit 125min zur Bronzemedaille. Svenja Hirschhausen erreichte 75m. Bei den Herren tauchte Valdemar Karlsson 190m weit, Patrick Thümmler holte sich auch in dieser Disziplin den Titel mit 175m. Mit persönlicher Bestleistung von 170m beendete Ralph Staudigl den für ihn sehr erfolgreichen Wettkampf. Silber in der nationalen Wertung erreichte Marius Nogueras mit 138m, Bronze Anton Martel mit 84m.

Im letzten Wettbewerb kamen Anke Schmidt auf 80m, Ludmilla Eimer erreichte 90m und Birgit Wesemann brachten Willensstärke, ein neues Halsblei und tolle 111m die Goldmedaille ein.

Bei den Herren endete der Tauchgang von Roger Günther nach 87m leider mit einer roten Karte, da er nach dem Auftauchen die Atemwege nicht über Wasser halten konnte. Evgenij tauchte 53m weit, auf 80m brachte es Peter Wieghofer, 89m gelangen Benjamin Schell. Mike Börner bestätigte seine guten Vorleistungen aus den beiden anderen Disziplinen mit 105m. Andreas Buchenau gelangen starke 116m, Minja Marinkovic 120m. Der Showdown um die Plätze in DYNB bei den Herren war spannend. Der zuerst tauchende Jens Stötzner verpasste den Deutschen Rekord um einen Meter – er kam auf 167m, welche ihm die Silbermedaille einbringen sollten. Thomas und ich tauchten zeitgleich. Nach den für mich enttäuschenden Tauchgängen unmittelbar davor und so manch durchwachsenen Leistungen der Vormonate bin ich ganz erleichtert und froh, den Kopf überhaupt frei bekommen zu haben. 159 Meter wurden es für mich, was die Bronzemedaille bedeutete. Nicht zu schlagen blieb an diesem Tag Thomas Plum, der erst nach 178m kontrolliert nach oben kam und sich zu Recht die Goldmedaille ergattern konnte.

Gruppenfoto
Dei Teilnehmer der Deutschen AIDA Meisterschaften 2019

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